Haben die Eßgewohnheiten eine Einfluß?

Eine zufriedenstellende Erklärung für das unterschiedliche Vorkommen allergischer Erkankungen hat man noch nicht gefunden. Man geht jedoch davon aus, daß Faktoren wie Erbanlagen, Umweltbedingungen, Ernährungsgewohnheiten und auch der soziale Status eine entscheidende Rolle spielen.

Möglicher Einfluß: Fetternährung im Kindesalter

Selbst innerhalb Deutschlands zeigen sich unterschiedliche Häufigkeiten. So sind in den neuen Bundesländern Allergien seltener als in den alten. Eine jüngst veröffentlichte Studie einer Münchner Kinderklinik konnte allerdings zeigen, daß in den Jahren seit der Wiedervereinigung vor allem die Heuschnupfenerkrankungen im Kindesalter deutlich zugenommen haben. Eine mögliche Ursache: die veränderten Ernährungsgewohnheiten, insbesondere die Zusammensetzung der Nahrungsfette.

Dr. Erika v. Mutius, Dr. v. Haunersche Kinderklinik, München: - Es gibt eine Hypothese dazu, daß die Ernährung der Kinder für die Allergieentstehung eine Rolle spielen könnte. Besonders die Zusammensetzung bestimmter Fette. Diese Vermutung ergab sich aus Voruntersuchungen. Deswegen haben wir nach dem Konsum von Butter und Margarine gefragt. Es hat sich dann gezeigt, daß die Kinder, die einen höheren Margarineverzehr hatten nach der Wende eine höhere Heuschnupfenrate haben. -

Auch wenn diese Untersuchungen nur erste Hinweise sind und noch keine Beweiskraft haben, so hat sich doch in den letzten Jahrzehnten die Fettzusammensetzung unserer Nahrung stark verändert. Das Problem dabei: die sogenannten mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Und hier speziell das Verhältnis zweier Fettsäuren zueinander:

Einfluß auf das Immunsystem

Zum einen die sogenannten Omega-6- Fettsäuren, vor allem in Distel- und Sonnenblumenöl sowie im Schweinefleisch.

Zum anderen die Omega-3-Fettsäuren in Meeresfischen, Raps- und Leinöl.

Prof. Wolfram, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Frankfurt:

- Die beiden Arten haben nun eine gegensätzliche Wirkung. Während die Linolsäure, also Omega-6- Fettsäure die Entzündungen steigert, also auch das Immunsystem positiv beeinflussen, können die Omega-3-Fettsäure die Entzündungen hemmen, also auch das Immunsystem bremsen. -

Für eine ausgewogene Ernährung müssen wir beide Fettsäurearten zu uns nehmen. Das Problem ist jedoch ein Zuviel an den genannten Omega-6-Fettsäuren. Sie stimulieren nicht nur das Immunsystem, sondern wirken auch entzündungsfördernd. Deshalb die Empfehlung, ihren Anteil an der Nahrung zu reduzieren. Also z. B. weniger Schweinefleisch, Distel- und Sonnenblumenöl. Statt dessen mehr Fisch und öle aus Raps, Walnüssen oder Leinsamen.

Immerhin: Bei bestimmten Erkrankungen wie der Rheumatoiden Gelenkentzündung haben solche Nahrungsumstellungen bereits Erfolge gezeigt.